2025 wird zur Bewährungsprobe für Unternehmensführung: Wer meint es ernst mit Nachhaltigkeit und Verantwortung und wer nutzt die Unsicherheit als Vorwand für den Rückzug? Während der politische Gegenwind gegen ESG-Ziele zunimmt und sich manche diskret aus Klimabündnissen zurückziehen, halten andere konsequent ihren Kurs – intensivieren sogar ihre Bemühungen. Sie verstehen: Echte Überzeugung zeigt sich nicht in der Komfortzone, sondern unter Druck. Neun Führungskräfte und ihre Perspektiven zu verantwortungsvoller Führung in unruhigen Zeiten – mit Haltung und Blick auf Langfristigkeit.

Dr. Jürgen Kern, CSO, KfW Bankengruppe

„In fünf Jahren wird klar erkennbar sein: Unternehmen, die heute auf klima- und naturfreundliche Investitionen setzen, schaffen tragfähige wirtschaftliche Lösungen und verschaffen sich Wettbewerbsvorteile.
Auch wenn Nachhaltigkeit derzeit kritisch diskutiert wird: Die ökologischen und sozialen Risiken verschwinden nicht und die Kosten des Nicht-Handelns werden ungleich höher sein als die Investitionen in einen vorausschauenden Wandel. Das erkennen auch Unternehmen.
Der Erfolg der erneuerbaren Energien zeigt bereits heute beispielhaft, dass nachhaltige Investitionen zu einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Als Bank aus Verantwortung trägt die KfW dazu bei, Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsvorteil zu machen.“

Cécile Fages, CSO & Communications Officer, Xella

„Geopolitische und regulatorische Veränderungen sorgen für Unsicherheit, doch gerade in solchen Zeiten wird Nachhaltigkeit zum Hebel für Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit. Ressourcen sind begrenzt, und langfristiger Erfolg hängt von effizienten und CO₂-armen Lösungen ab. Gerade im Bauwesen zeigt sich dies deutlich, wo Klimaschutz, Effizienz und Bezahlbarkeit Hand in Hand gehen. Um dies wirksam umzusetzen, braucht es Führungskräfte, die Nachhaltigkeit und Vielfalt in zentrale Entscheidungen einbeziehen, sie mit Leistung verknüpfen und ihre Relevanz klar kommunizieren, sodass sie dauerhafte strategische Prioritäten bleiben. Die Integration dieser Faktoren wird Risiken reduzieren, Wettbewerbsvorteile sichern und nachhaltigen Wert schaffen.“

Dr. Daniela Büchel, Mitglied des Vorstands: Ressort People und Nachhaltigkeit, REWE Group

„Ich würde ihnen raten, den Mut zu haben, gegen den Strom zu schwimmen. Gerade in herausfordernden Zeiten zeigt sich, wie ernst es Unternehmen mit ihren Werten meinen.
Diversity und Nachhaltigkeit sind keine Themen für gute Zeiten – sie sind essenziell für zukunftsfähige Organisationen. Wer jetzt kürzt oder pausiert, riskiert nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern vor allem auch Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Mein Rat: Bleiben Sie konsequent, setzen Sie klare Ziele und machen Sie Fortschritte sichtbar.“

Mihaela Ioniță, Head of HR, ING Deutschland

„Vielfalt und Nachhaltigkeit sind kein „Nice-to-have“. Sie sind zentrale Bestandteile verantwortungsvoller Unternehmensführung und beeinflussen maßgeblich unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit. Unter „verantwortungsvoller Führung“ verstehen wir, bei Entscheidungen auch die langfristigen Auswirkungen mitzudenken. Dabei stehen wir stets im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen des Hier und Jetzt und der langfristigen Ausrichtung als zukunftsfähiges Unternehmen. Die zentrale Frage lautet: Wie lassen sich kurzfristige Ziele mit nachhaltigem Erfolg in Einklang bringen?
Gerade in herausfordernden Zeiten gilt es, unsere Anstrengungen zu intensivieren und unseren Anspruch und Einsatz konsequent weiterzuverfolgen. Denn nachhaltiges Handeln ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.“

Markus Breithaupt, CEO, vebego

„Responsible Leadership bedeutet für mich, Mitarbeitenden ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich sicher fühlen und aktiv an der Gestaltung unseres Umfeldes mitwirken können. Gerade in Zeiten von Unsicherheit und Wandel brauchen wir Führung, die Orientierung gibt, aber auch Mut macht, Neues auszuprobieren.
Für mich als CEO heißt das, Entscheidungen für das Unternehmen so zu treffen, dass wir in Zukunft mit Stolz zurückblicken können – nicht, weil alles einfach war, sondern weil wir verantwortungsvoll und im Sinne unserer Überzeugungen und Werte gehandelt haben.“

Antje Leminsky, COO, Bechtle

„Kriege, Krisen, Kosten – ja, die Welt ist komplex und die Herausforderungen bleiben vielfältig. Aber wer jetzt Nachhaltigkeit zur Nebensache erklärt, hat das Prinzip nicht verstanden.
Einige Unternehmen rudern zurück: Diversity-Programme werden gestutzt, Net-Zero-Ziele infrage gestellt. Doch das sind Ausnahmen. Die Mehrheit unserer Partner und Kunden denkt weiter – und größer. Denn Nachhaltigkeit ist kein PR-Projekt und Haltung zeigt sich gerade dann, wenn es unbequem wird. Nachhaltigkeit ist strategisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich notwendig. Wer heute müde wird, zahlt morgen den Preis.
Was hilft? Realistische Ziele. Ehrliche Kommunikation. Und: Erfolge feiern – auch die kleinen. Denn Nachhaltigkeit ist kein Sprint. Sie ist der Weg in die Zukunft.“

Rohit Aggarwal, CEO, Lenzing Gruppe

„Nachhaltigkeit und Diversität sind keine Trends, sondern Grundpfeiler verantwortungsvoller Industriepolitik – gerade in der Textilbranche. Mein Rat: Führung heißt, auch unter Druck Haltung zu zeigen.
Bei Lenzing investieren wir konsequent in Innovationen, die Umwelt und Gesellschaft stärken – von klimaneutraler Produktion bis zu zirkulären Fasern. Wer jetzt zurückrudert, verliert nicht nur Vertrauen, sondern auch Zukunftsfähigkeit. Transformation braucht Mut – und den Willen, Vorbild zu sein.“

Jennifer Cerny, ab 01.10.2025 Geschäftsführerin, Opella

„Verantwortungsvoll Führen bedeutet für mich, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur kurzfristige Geschäftserfolge sichern, sondern Organisationen auch nachhaltig stabilisieren und für die Zukunft rüsten. Responsible Leadership heißt gleichzeitig Verantwortung für Mitarbeitende zu übernehmen, vertrauensvolle Beziehungen zu Geschäftspartnern zu pflegen und Werte nicht nur authentisch zu kommunizieren, sondern auch täglich zu leben. Dies schafft einen Rahmen für eine planbare Zukunft und ein resilientes Unternehmen.

Dr. Hendrik Pontzen, CSO, Union Investment

„Wer sich heute glaubwürdig transformiert, wird in Zukunft erfolgreicher sein, denn Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck, sondern elementarer Bestandteil des Risikomanagements. Unternehmen, die ihre Risiken im Griff haben und die Zukunft anpacken, sind robust und für Investoren attraktiv. Den Klimawandel können wir nicht verschieben: Emissionsreduktion ist deswegen nicht nur Prävention, sondern angesichts drohender CO2-Kosten auch erfolgreiche Investition.“

Dr. Ingrid Sebald, Technologievorständin, tesa SE

„Responsible Leadership bedeutet für mich als Technologievorständin, verantwortungsbewusst und aktiv eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. In einer Zeit, in der wirtschaftliche Realität und gesellschaftliche Erwartungen sich rasant verändern, sind Innovationen wichtige Hebel für nachhaltige Transformation.
Mit Mut und Weitblick verbinde ich technologische Exzellenz mit unternehmerischer Verantwortung. Echte Führungsstärke zeigt sich nicht nur in strategischen Entscheidungen, sondern auch darin, Menschen zu inspirieren, über Branchen- und Denkmuster hinauszudenken. Indem wir ökologische Herausforderungen als Chance begreifen, schaffen wir wirtschaftlichen Mehrwert und definieren verantwortungsvolles Unternehmertum neu.“

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