Wie Henkel den Weg zur Klimaneutralität gestaltet

Ulrike Sapiro ist seit Mai 2021 Chief Sustainability Officer der Henkel AG & Co. KGaA. In dieser Funktion leitet sie ein erfahrenes Team, das verantwortlich ist für die strategische Ausrichtung zur Nachhaltigkeit (ESG), für das Berichtswesen und die Datengovernance der Umweltziele, sowie für den Themendialog mit diversen Interessensgruppen. Vor ihrem Eintritt bei Henkel war Ulrike Sapiro international tätig, dabei über 13 Jahre bei der Coca-Cola Company. Sie war dort in verschiedenen Rollen zuständig für Strategiesetzung und Partnerschaften bei Schlüsselthemen wie Wasserressourcen, Lieferketten und Landwirtschaft, sowie Klima- und Kreislaufwirtschaft. Davor bekleidete Ulrike Sapiro verschiedene Rollen im Bereich Politik und CSR bei RWE Thames Water, einem internationalen privaten Wasserversorger, in Paris, Brüssel und London.

„Net-Zero“ oder auf Deutsch „Netto Null“ – dieses Ziel steht im Mittelpunkt des europäischen Green Deals. Unternehmen stehen damit in der Verantwortung, ihren Ausstoß von Treibhausgasemissionen (THG) drastisch zu reduzieren. Zu Recht, denn die Industrie ist ein maßgeblicher Hebel für die Dekarbonisierung. Bei Henkel wollen wir bis 2045 Net-Zero erreichen und verfolgen dieses Ziel mit konkreten Maßnahmen. Wir haben einen klaren Plan: unsere Net-Zero Roadmap.

Net-Zero – was heißt das genau?

Der Begriff „Net-Zero“ steht für die globale Ausgeglichenheit zwischen ausgestoßenen Treibhausgasen und deren Entzug aus der Atmosphäre. Was bedeutet das konkret für die einzelnen Unternehmen? Nach dem Standard der Science Based Targets initiative (SBTi), die auch unsere Ziele wissenschaftlich validiert haben, geht es im ersten Schritt darum, Emissionen schrittweise um 90 Prozent zu reduzieren. Die verbleibenden Treibhausgasemissionen, die trotz intensiver Reduktionsbemühungen bestehen bleiben, sollen dauerhaft neutralisiert werden – durch naturbasierte und technologische Lösungen, beispielsweise Kohlenstoffabscheidung und -speicherung.

Die Strategie: Reduzierung der Emissionen entlang der Wertschöpfungskette

Für uns bei Henkel ist es entscheidend, die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Das betrifft die Energieeffizienz und Umstellung auf erneuerbare Energien, ein nachhaltiges Produktdesign, emissionsarme Materialien und eine kohlenstoffeffiziente Logistik.

Dekarbonisierung entlang der Wertschöpfungskette
Quelle: Henkel AG & Co. KGaA

1. Energieverbrauch: Net-Zero beginnt bei den eigenen Prozessen

Die größte Kontrolle über unsere Emissionen haben wir an unseren eigenen Betriebsstätten – und das nutzen wir konsequent. Wir verbessern unsere Energieeffizienz, etwa durch die Digitalisierung von Produktionsprozessen oder eine nachhaltige Fahrzeugflotte. Energie, die wir einkaufen, beziehen wir zunehmend aus erneuerbaren Quellen. Wo immer es möglich ist, elektrifizieren wir Prozesse, und installieren Solarpaneele und Biomassekessel an unseren Standorten, um saubere, erneuerbare Energie direkt vor Ort zu erzeugen. 47 Prozent der Energie, die wir für unsere Werksprozesse benötigen, stammen bereits aus erneuerbaren Quellen.

2. Ökodesign: Nachhaltige Produktgestaltung

Ein Schlüssel zur Emissionsreduktion liegt in der Art und Weise, wie unsere Produkte gestaltet sind. Durch kompaktere Produktformate und Konzentrate können wir weniger oder alternative Rohstoffe verwenden, was bereits bei der Herstellung weniger Emissionen verursacht. Kompaktere Produktformeln haben außerdem den Vorteil, dass weniger Verpackungsmaterial nötig ist – und beim Transport fallen weniger Emissionen an. Auch nachhaltige Verpackungen, die auf Wiederverwendung und Recycling ausgelegt sind, sind ein wichtiger Hebel zur Emissionsreduzierung. Unser Ziel ist es, 100 Prozent unserer Verpackungen so zu gestalten, dass sie recycelt oder wiederverwendet werden können. Heute liegen wir schon bei 89 Prozent.

3. Emissionsarme Materialien: Enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern

Der größte Teil unserer Emissionen fällt im Upstream-Bereich an – insbesondere bei Rohstoffen und Verpackungen. Deshalb setzen wir auf die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Diese enge Kooperation ist entscheidend, um gemeinsam Maßnahmen zur Emissionsminderung umzusetzen. Dazu zählen zum Beispiel die Entwicklung emissionsarmer Rohstoffe sowie die Optimierung von Prozessemissionen durch mehr Energieeffizienz oder den Einsatz erneuerbarer Energien.

Um unser Wissen über die vorgelagerte Wertschöpfungskette besser zu nutzen, beziehen wir Emissionsdaten zunehmend schon in den Auswahlprozess neuer Lieferanten mit ein. So können wir unsere Lieferantenauswahl an strategischen Kriterien ausrichten, die unser Emissionsprofil verbessern.

4. Kohlenstoffeffiziente Logistik: Smarte Wege mit weniger Emissionen

Wir optimieren unsere Transport- und Logistikprozesse – ob upstream oder downstream – mit Hinblick auf Umweltverträglichkeit und Ressourceneffizienz. Durch Digitalisierung, optimierte Routenplanung, höhere Auslastung und Verkürzung von Transportdistanzen gestalten wir unsere Logistik immer effizienter. Gleichzeitig stellen wir die Transportmittel an sich um: weg von Luftfracht, hin zu Schiene und Schiff; weg von fossilen Antrieben, hin zu Elektromobilität, Biokraftstoffen und grünem Wasserstoff.

Verantwortung über die Lieferkette hinaus

Obwohl die Emissionen aus der Nutzungsphase unserer Produkte nicht in unserem offiziellen Net-Zero-Ziel enthalten sind, nehmen wir auch hier unsere Verantwortung wahr. Mit Produktinnovationen, die Energie sparen, und Bildungsinitiativen für unsere Konsument:innen fördern wir nachhaltigen Konsum im Alltag.

Unsere Net-Zero-Strategie ist ambitioniert – und notwendig. Sie erfordert Kooperation, Innovationskraft und vor allem das klare – auch finanzielle – Commitment, zu handeln.

Sie möchten mehr wissen? Hier geht’s zum Interview mit Ulrike Sapiro.

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